Geschichten um Karl Ebersberg

 

1.  Der Dienstmann

(aus "Unser Roland und sein Fest" 1987)
Diese Geschichte aus den „Nordhiesser Schnurren“ ist aus der Zeit, in der Ebersberg Wirt im Riesenhaus war.
Von seinen Gästen hörte Ebersberg, dass ein Dienstmann-Institut in Nordhausen gegründet worden war. Die Dienstmänner verdienten sich ihr Geld als Tagelöhner. Sie trugen Koffer, halfen bei Umzügen, machten Botengänge und wurden für ihre Arbeiten sofort bezahlt.
Ebersberg hatte sich mal wieder einen Spaß ausgedacht. Da der Riese gerade von seinem Podest heruntergenommen wurde und frisch angestrichen werden sollte, bestellte Karl einen Dienstmann, der auch sofort kam und nach seinem Auftrag fragte.
Ebersberg sagte: „Schwer ist die Arbeit ja nicht, ich werde sie Ihnen mal zeigen.“


Mit diesen Worten stiegen die beiden drei Treppen hoch. Oben öffnete Ebersberg das Giebelfenster und ließ den Dienstmann hinaussehen. „Ich will, da nun der Riese heruntergenommen worden ist, das schöne Bild nicht stören, daher bitte ich Sie, auf das Podest des Riesen zu steigen und dort seine Lanze zu halten.“
Entgeistert schaute der Dienstmann in die Tiefe, allein bei dem Gedanken, dort in luftiger Höhe ohne Halt zu stehen, wurde ihm schwindlig.
Er sagte zu Ebersberg: „Sehr gerne würde ich mir bei Ihnen ein paar Groschen verdienen, aber der Podest ist mir doch etwas zu hoch.“ Er ging die Treppe wieder herab und nach Hause.
Fortan war es den Dienstmännern nicht ganz geheuer, wenn sie in das Haus Ebersberg gerufen wurden.

2. Die Jagd

(aus "Unser Roland und sein Fest" 1987)
Karl Ebersberg, der ein Verehrer der Jagd war, widmete jeden ersten Herzschlag seines Lebens dem Humor und jeden zweiten der Verfolgung des edlen Wildes.

Eines Tages ging der alte Ebersberg auf die Jagd und bei seinem Glück erlegte er auch zwei prächtige Hasen.
Auf seinem Nachhauseweg traf er einen Herrn der Forstverwaltung, der ihn musterte und den Jagdschein verlangte.
Karl Ebersberg betrachte sich nun seinerseits den Mann, der sich wohl eine Belohnung für den von ihm gestellten Missetäter versprach und erklärte lang und breit, das er von einem Jagdschein nicht wisse und auch noch nie etwas davon gehört habe.
Der Mann triumphierte und nahm mit strenger Stimme die beiden Hasen an sich.
Er forderte Ebersberg auf, mit ihm zur Polizei zu kommen. Der Weg war weit und das Männchen kam ordentlich ins Schwitzen, denn er hatte es sehr eilig, zum Polizeigebäude zu gelangen und seinen Fang vorzuführen.
Seine Freude wurde kurz vorher jedoch stark getrübt, denn Ebersberg erlangte plötzlich seine Gedächtniskraft wieder und holte unter vielem Stöhnen den bis dahin unauffindbaren Jagdschein aus der Tasche, um ihn dem verdutzten Jagdaufseher zu zeigen.
Schimpfend gab der Mann die beiden Hasen wieder heraus, die der Jäger lachend in seine nicht weit entfernte Wohnung trug.